Freude tut gut – Wut oder Ärger worüber wir uns ärgern, nervt. Wir reagierend abweisend und abwertend auf unsere Gefühle und deklarieren den Ärger zu unserem Feind. Dabei sind wir unbewusst, dass wir mit einem gefühlten Persönlichkeitsteil von uns auf Kriegsfuß stehen.

In dem wir unsere natürlichen Gefühle in „positiv“ und „negativ“ klassifizieren, kämpfen wir gegen uns selbst. Erwachsene Menschen wollen nicht „so emotional“, also schwach und fehlerhaft sein. Selbstkontrolle ist ein Zeichen von Stärke. Der Verstand übernimmt die Führung und unterdrückt die Signale des Körpers. Wir haben nie gelernt unsere körperlichen Empfindungen dafür zu nutzen aus negativ empfundenen Gefühlen positive machen.

Schlechte Gefühle? Alles in uns will gelebt werden!

Wut, Schmerz, Ärger und Ängste können wir wunderbar unterdrücken und Ängste können wir wunderbar unterdrücken und vermeiden so einen lebendigen Teil in uns zu spüren. Lieber bleiben stoisch weiter stark und vernünftig. Schließlich wollen wir ans Ziel. So legen wir mit der Zeit eine schwer durchdringbare Schicht über alles negativ Empfundene in uns.

Alle Gefühle zeigen uns unsere unerfüllten Bedürfnisse, Wünsche, Träume. Sie verweisen auch auf unser inneres Ungleichgewicht. In dem wir wütend auf unserem Recht bestehen, versetzen wir uns in Unruhe. Der äußere Kampf dokumentiert unseren inneren Kampf. Ein Konsens ist (erst einmal) nicht möglich. Aber: Wie wäre es stattdessen weniger aufzubrausen und so die innere Balance zu behalten? Wären wir dann nicht weniger gestresst und blieben handlungsfähiger?

Die Wahrheit über Gefühle

Überall auf der Welt haben Menschen die gleichen Gefühle. Und jedes Gefühl ist grundsätzlich neutral, keines negativ oder positiv. Erst durch be- oder abwertende Gedanken wird es vermeintlich „negativ“. Nur, weil wir uns zu wenig mit unseren Gefühlen auskennen, handeln wir lieber mit dem Verstand, der uns von unseren Empfindungen abspaltet.

Kognitive Bewertungen und Glaubenssätze halten uns ab neue Erfahrungen zu machen. Statt offen für Neues zu sein, reagieren wir rigide. Persönliche Weiterentwicklung – wozu unser Gehirn bis zu unserem letzten Atemzug fähig ist (Neuroplastizität) – kann nicht stattfinden. In dieser Selbst-Beschränkung leben wir täglich im Gestern, anstatt Offenheit und Neugierde zu kultivieren.

Unsere natürlichen Ressourcen nutzen

Vielleicht haben wir Angst oder Scham Gefühle wie Wut / Ärger zu zeigen, so als wären sie eine gefährliche Schlange. In dem wir regungslos darauf starren oder wegsehen, verstärken wir diese Gefühle und machen sie größer und gefährlicher.

Die Lösung liegt in einem physikalischen Lehrsatz: ‚Energy flows where attention goes‘. Übersetzt heißt das: Wenn wir so handeln wie eben beschrieben, lassen wir unsere wertvolle Energie in das fließen, was wir vermeiden wollen und verstärken es. Paradox und gewalttätig gegen uns selbst.

Durch Vermeidung / Unbeweglichkeit verhindern wir, dass wir uns weniger schämen, vor unseren eigenen Gefühlen keine Angst haben. Wir erweitern unseren Erfahrungsschatz und lernen uns in selbst besser kennen. Künftig werden unser neues inneres Wissen (verankert im Unterbewusstsein), unsere Intuition sowie Kreativität uns viel sicherer kampf-frei durch die Baustellen unseres Lebens führen.

Keine Feinde – Eine Übung für den leichteren Umgang mit Deinen Gefühlen 

Die folgende 5-Schritte-Übung trainiert dich in Gewaltfreiheit (Leichtigkeit) gegenüber dir selbst. Du gibst dir die Freiheit, (möglichst) allem, was du bisher Feind nennst, mit sanfter Beständigkeit und Selbstliebe zu nähern. Du übst dich, dir selbst mit dem höchst wahrscheinlichsten Mitgefühl zu begegnen.

Gewaltfreiheit bedeutet, du trägst keine Feinde in Dir – Deine Wut, Ärger, Ängste, Trauer sind nicht länger Feinde für Dich. Sie sind einfach nur Gefühle, lebendige Teile deiner Persönlichkeit, die du regulieren kannst.

Wenn das alles Sinn für dich macht und du einen anderen Umgang mit dir und deinen Gefühlen ausprobieren möchtest, mögen dir die folgenden 5 Schritte helfen:

  1. Probiere hinzuschauen statt wegzusehen (betrachten, observieren)
  2. Versuche mit Deiner Wut zu kommunizieren, als wäre sie ein existentes Wesen:
    „Du bist meine Wut – ich sehe Dich“.
  3. Nimm wahr, welche körperlichen Empfindungen mit dem Gefühl einhergehen
    (z.B. aufsteigende Hitze, Anspannung)
  4. Benenne die körperlichen Empfindungen (‚ich fühle Hitze in meinem Oberkörper/im Gesicht;
    meine Schultern fühlen sich angespannt an‘)
  5. Versuche bei diesen Empfindungen zu bleiben. Dabei hilft Dir gleichmäßig, ruhig zu atmen.
    Beobachte weiter, ob und was sich verändert. In jedem Fall wird sich peu á peu die Intensität
    und Häufigkeit der körperlichen Empfindungen verändern.

Es ist o.k., wenn Du nicht alle Schritte beim ersten Mal durchlaufen kannst. Nimm Dir Zeit, spür immer wieder in Dich hinein und sei achtsam mit Dir. Mit Übung nehmen wir ab Punkt 5 unsere Wut, den Ärger nicht mehr über-mächtig wahr. Wir haben die wichtige Erfahrung gemacht, dass wir sie als Teil von uns regulieren können.

Ist der Prozess dieser kreativen Neugestaltung einmal aktiviert, wird das Unliebsame nach und nach als lebenswert erlebt. Du nimmst dich mit all deinen Facetten leichter an. Du bist ein selbst-bewusster und glücklicher Mensch. Wäre das nicht toll?