Der Begriff Inneres Kind existiert bereits seit Jahrzehnten im Therapie- und Coachingkontext. Basis ist der methodische Dialog der Inneren Stimmen oder Anteile (Pluralitäten), basierend auf C.G. Jungs Erkenntnissen zur Persönlichkeitsstruktur. Sidra & Hal Stone entwickelten daraus den ressourcenfokussierten und körperorientierten Voice Dialogue. Darüber hinaus gibt es Inneres Team (Schulz von Thun) und die Arbeit mit den Ego States (Watkins). Alle Methoden gehen davon aus, dass vieles Belastende unserer Kindheit immer noch in uns existiert, jedoch im Hier und Jetzt wandelbar ist. Wir können bewusster leben und glücklicher sein.

Was ist das Innere Kind?

Das Innere Kind ist also eine existente Vorstellung für etwas, das wir in unserer Kindheit gelernt und als schlimm erfahren haben. Möglicherweise sind es negative Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut genug” oder „Ich kann mit Verletzungen nicht umgehen”. Vielleicht handelt es sich um Gefühle von Hilflosigkeit, Einsamkeit oder Überforderung, die du durch bestimmte Ereignisse in der Kindheit erfahren haben.

Innere Kinder stehen aber natürlich auch für Verspieltheit, kindliche Freude und eine positive Einstellung zu dir selbst. Du kannst dir also vorstellen, dass all das Erlernte und Erlebte in dir in Form der Inneren Kinder oder Anteile „weiterlebt”. Doch wozu sollte das eigentlich gut sein?

Entdecke deine inneren Welten: Was sind deine Themen?

Vielleicht hast du schon festgestellt, dass dir im Leben oft die gleichen oder ähnliche Probleme begegnen. Es scheint, als könnten dich bestimmte alte innere Themen nicht loslassen und du schleppst sie weiter mit dir herum. Bei vielen Menschen wird das vor allem in Beziehungen deutlich: die Partner/Freunde wechseln, aber die Schwierigkeiten bleiben dieselben.

Anstatt bestimmte Muster (Verhalten, Denken, Fühlen) im Außen weiterhin erfolglos zu wiederholen, werden wir uns bewusst, dass deren Wurzeln häufig in der Kindheit liegen.

Die Arbeit mit den Inneren Kindern oder Inneren Anteilen ist eine wunderbare Methode zur Selbstreflexion. Indem du mehr und mehr über dich erfährst, erkennst und das annehmen kannst, nimmst du selbstbewusst dein Leben in die Hand und gestaltest es nach deinen Vorstellungen.

Dein Kontakt zum Inneren Kind in 5 Schritten

Aber wie kannst du deine „Altlasten” aufdecken und psychische Muster verändern? Beantworte folgende Frage: Wie würdest du dich real einem Kind das weint oder traurig gegenüber verhalten? Hilfreich wäre sicher, es zu trösten und beruhigend in den Arm zu nehmen, oder?   Und genauso kannst du dir den Kontakt zu deinem Inneren Kindes vorstellen: Heilung findet dann statt, wenn du dich deinen verletzten Anteilen – also dir selbst – wie ein liebevoller Erwachsener zuwendest. Folgende fünf Schritte sind dabei hilfreich:

1 Verantwortung übernehmen

Solange du überzeugt bist, die anderen (Familie, Gene, Lehrer etc.) sind „schuld” daran wie du bist, gibst du deine Verantwortung für nachhaltige Veränderungen in deinem Leben ab – und damit auch den Schlüssel für dein persönliches Glück.

Der wichtige Schritt Nr. 1 ist: Werde dir bewusst, dass – ganz egal, was in deinem Leben vorgefallen ist – du dich selber ändern musst um etwas zu verändern. Die Verantwortung liegt also bei dir. Verantwortung übernehmen … das klingt im ersten Moment vielleicht anstrengend, in Wirklichkeit bedeutet es aber Freiheit. Denn du nutzt deine lebenslange neurobiologisch verankerte Fähigkeit zur Transformation. Also statt „ich bin nicht gut genug, ich schaff‘ das nicht“ sollte dein neuer, positiver Glaubenssatz lauten „ich höre nicht mehr auf die anderen und packe es selber an“. Damit beweist du Mut, eigenen Willen und bekennst dich zu dir.

2 Die Bereitschaft Neues zu lernen

Leicht ist, sich in den eigenen Überzeugungen bestätigen zu lassen. Um das innere Kind zu heilen, braucht es jedoch Lernbereitschaft und damit verbunden, den Mut die Dinge anders wahrzunehmen und künftig anders und bewusster zu handeln. Was du also ab sofort brauchst, ist ein klarer, verbindlicher Entschluss: „Ich möchte etwas Neues über mich erfahren und von meinem Inneren Kind lernen“.

3 Erinnere dich

Aktuell hast du eventuell noch keine klare Vorstellung oder eine lebendige Wahrnehmung für dein inneres Kind. In dem Fall ist es hilfreich, dich dir wirklich als Kind vorzustellen – dabei spielt es keine Rolle, ob du 3 oder 9 Jahre alt bist. Erinnere dich:

  • Welche Regeln galten zu dieser Zeit in eurer Familie?
  • Hattest du eine bestimmte Rolle und welche?
  • Gab es typische Sprüche, die du oft gehört hast?
  • Wie haben sich deine Eltern oder dir nahestehende Personen verhalten?

Ggf. schreibst du die Antworten auf diese Fragen auf, anstatt sie nur zu denken. Das kann interessante dir Aufschlüsse geben.

Fühlst du dich bereits in einem Dialog oder stabileren Kontakt mit deinem Inneren Kind, kannst du auch das verschriftlichen und nach und nach einen noch liebevolleren Kontakt herstellen. Anfangen könntest du beispielsweise mit: ‚Liebes Inneres Kind, wie geht es dir?‘ Schreibe die Antworten intuitiv auf, ohne länger darüber nachzudenken.

4 Bedürfnisse und Grenzen setzen

Was denkst du, was braucht dein Inneres Kind? Was wünscht es sich? Inwiefern kannst du als liebevoller Erwachsene:r darauf eingehen? Welche Wünsche lassen sich erfüllen und welche eher nicht? Wie kannst du die unerfüllten Bedürfnisse deines inneren Kindes auffangen oder sogar realisieren? Es ist zum Beispiel möglich, dein Inneres Kind wünscht sich mehr Aufmerksamkeit von dir.

Frag es, was genau es sich vorstellt. Und dann mache ihm – wenn möglich – eine verbindliche Zusage. Das kann täglicher verbaler Kontakt sein, ein virtuelles in den Arm nehmen, auf den Spielplatz gehen, gemeinsam singen, basteln. Das mag sich jetzt kindisch lesen, aber es ist ja genau das, was Kinder tun. Du stärkst also dein Inneres Kind mit diesen Zuwendungen. Wichtig ist aber auch, dass du klar signalisierst, wenn dir etwas zu viel ist.

5 Neues lehren

Innere Kinder sind das Produkt ihrer Umwelt, einer anderen Zeit. So denkt dein Inneres Kind vielleicht, dass es für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich und im Kern seines Wesens schlecht ist. Solche Überzeugungen sind nicht ungewöhnlich und sie existieren in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Deine oberste Regel ist, von dir als liebevoll zugewandten Menschen lernt dein Inneres Kind etwas anderes.

Dies geschieht einerseits schon allein durch deine Aufmerksamkeit. Andererseits kannst du aber auch direkt sagen: „Das stimmt nicht, du bist nicht für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich. Du darfst selber glücklich und unbeschwert sein.”
Zuwendung anzunehmen und selbstreflexive Veränderungsprozesse brauchen Zeit und Geduld. Beides ist wichtig für eine wirksame und nachhaltige Neuorientierung.

Was du jetzt tun kannst

Liebevolle, annehmende Selbstzuwendung kann sehr lohnenswert sein. Insbesondere, wenn du gegenwärtig das konkrete Ziel hast, eine erfüllende Beziehung zu führen, braucht es zuerst eine erfüllte und starke Beziehung zu dir selbst.

Achte bei der Arbeit mit deinem Inneren Kind immer darauf, dass du wirklich in deiner Verantwortung und Kraft als liebevoller Erwachsener bleibst und dich nicht von aufkeimenden Gefühlen und alten Glaubenssätzen überwältigen lässt.

Was dich dabei in jedem Fall unterstützt ist dein Atem. Nutze deine Atmung als unterstützenden, heilenden Anker. Atme beispielsweise 3 Sekunden ein und 6 Sekunden aus.
Ein verlängerter Ausatem beruhigt dein Nervensystem und deine Herzrate. Machst du das ab sofort stündlich für eine Minute, schaffst du dir selbst eine lebenswichtige Ressource, die dir zudem in vielen anderen Situationen hilfreich ist. Mehr Infos dazu findest du hier.

Belastet dich deine aktuelle Situation oder Kindheitserinnerungen, buche gerne ein unverbindliches Gespräch zu meinem körperpsychetherapeutischen Angebot.